Manchmal frage ich mich: Hat die Gesellschaft die Orientierung über Recht und Unrecht verloren? Was hilft uns ein scharf geschliffenes Schwert des Intellekts, wenn die Intention des Gebrauchs stumpf ist und deshalb nicht mehr zu den Ursachen durchgedrungen werden kann? Begriffe werden heute meist missbräuchlich verwendet und Bedeutungen in ihr Gegenteil verkehrt.
Friede
Wahrer Friede herrscht, wenn alles an seinem angestammten Platz ist. Denn: Wahrer Friede wurzelt im Geist und im Herzen. Seine Früchte sind Gesundheit, Sicherheit und Heil.
Falscher Friede herrscht wenn das Überschreiten von Grenzen eines kurzfristen Vorteils zuliebe (Ruhe, Stille) nicht konsequent korrigiert sondern geduldet wird. So etwas nenne ich faulen Kompromiss. Die Früchte davon sind Unheil, Selbstzerstörung und gewaltsame Konflikte größeren Ausmaßes.
Ausgrenzung / Abgrenzung
Etwas, das in meinem innersten Wesen zu mir gehört und trotzdem verleugnet wird nenne ich Ausgrenzung. Der Verantwortung seines Schicksals kann keiner dadurch entkommen, dass dazugehörende Wesensanteile verleugnet werden, seien es auch solche, die nicht genehm sind.
Etwas, das in meinem innersten nicht zu meinem Wesen gehört und Platz begehrt, ich jedoch aus guten Gründen nicht annehmen möchte, nenne ich Abgrenzung.
Abgrenzung ist mein gutes Recht, weil es ebenso mit der Selbstbestimmung meines Schicksals zu tun hat.
Das alles trifft sowohl für einen individuellen Geist als auch für einen Gemeinschaftsgeist (Kollektiv) zu. Ist kein Gemeinschaftsgeist vorhanden kann ich einen solchen über die Gefühlsebene bilden. Liebe überwindet alle Grenzen. Aber nur dann, wenn auf der Gefühlsebene auch Nähe vorhanden ist. Dann kann ich Grenzen auflösen indem ich die Ent-scheidung der Zuneigung treffe. Daraus resultiert Zusammengehörigkeit. Liebe ist kein undefinierbares Bauchgefühl sondern bedeutet seinem Wesen nach Entscheidung. Sind jedoch Ferne oder notwendige Grenzen vorhanden, kann ich die Liebe aller Wahrscheinlichkeit nach niemals voll geben bzw. gewinnen. Und eine einseitige Liebe wird sich niemals als ausreichend erweisen. Dem Willen alleine bliebe nur mehr die Vergewaltigung. Es ist wie bei einer unerwiderten Liebe: Bin ich nicht imstande dies zum richtigen Zeitpunkt zu erkennen, zu akzeptieren und meine Schlüsse daraus zu ziehen, werde ich anstatt dessen durch eine unaufrichtige Betrachtung unabsehbare Konsequenzen ins Feld führen.
Toleranz
Toleranz (Ertragen, Erdulden) ist ein Spielraum welchen ich anderen zugestehe. Das Maß dieses Spielraumes definiert sich über die Funktionalität einer Grundbestimmung. Kann durch ein zuviel an Toleranz die grundlegende Bestimmung nicht mehr gewährleistet werden, nenne ich es je nach Wirkungsgrad Fehlfunktion oder totale Verfehlung. Ist z.B. die Toleranz eines Lenkrads zu hoch, ist das ganz klar eine Fehlfunktion. Dreht sich das Lenkrad nach Belieben in alle Richtungen, so hat das mit einem Lenkrad nichts mehr zu tun. Damit definieren sich auch klar die Grenzen des Ertragens und Erduldens. Wer für eine 360 Grad Toleranz des Lenkrades plädiert, stellt am Ende ein Sicherheitsrisiko für alle Teilnehmer dar.
Alles hat seine Herkunft
In einer Welt, in der Zeit und Raum als Grundlage der Verwirklichung dienen, ist Begrenzung eine Gesetzmäßigkeit, in welcher sich das Wesen der Welt widerspiegelt. Im Laufe der Geschichte haben sich aufgrund verschiedener Vorlieben, Notwendigkeiten, sowie über Wege die über Generationen hinweg beschritten wurden verschiedene individuelle Einstellungen, Lebensformen und Kulturkreise entwickelt. Die Vielfalt des Lebens eben. All diese individuellen Eigenschaften wurde in unserem Wesen tief verinnerlicht (verankert) und von Generation zu Generation weitergegeben. Darwins Evolutionslehre gilt deshalb heute unbestritten für die Tierwelt. Aber: Hat der Mensch, ebenfalls abhängig von Raum und Zeit, keine Evolution durchgemacht? All jene, die Schicksal nur als Zufall, Glück und Unglück betrachten, verleugnen in Wahrheit ihre Herkunft. Die erste Wahrheit unserer Herkunft ist die Abstammung. Die letzte Wahrheit unserer Herkunft ist spiritueller Natur, weshalb sich unter den Verehrern des Zufalls, mögen sie sich vordergründig auch noch so oft als Menschenfreunde darstellen, die meisten Atheisten (ein Dasein ohne Glauben an Gott) befinden. Deshalb ist unter dieser Gruppe auch die Akzeptanz von jeglichem Unsinn am größten (Ablehnung von Hierarchien, höherer Ordnung usw.), weil von ihnen alle Aspekte der Religio (Rückverbindung) nur in einem engen weltlichen Rahmen, und daher ausschließlich über den Verstand, begriffen werden können. Weltliche Ideologien beschäftigen sich von daher meist nur mit dem vermeintlich richtigen Umgang von auftretenden Symptomen, vermögen jedoch selten bis zur Wurzel vorzudringen.
Das Kreuz der Quantität und Qualität
Als Grundlage einer Beurteilung wird heute vorwiegend die Beziehung zwischen Ursache und Wirkung (Kausalität) herangezogen. Quantität als Beurteilungsgrundlage zur Wahrheitsfindung. Aber neben dieser horizontalen Betrachtung gibt es auch eine vertikale Betrachtung, diese nenne ich Entsprechung. Hierbei geht es nicht um Quantität, sondern um Qualität als Bewertungsgrundlage für die Wahrheitsfindung. Die Entsprechung ist das Bindeglied zwischen den verschiedenen Ebenen, stimmen die Entsprechungen aller Ebenen überein nenne ich dies eine Wahrheit. In letzter Konsequenz wird immer alles auch auf der kausalen Ebene des Materiellen sichtbar und nachvollziehbar, aber mit Hilfe der Entsprechung die Qualität schon vorab zu begreifen, das wäre jetzt das Gebot der Stunde. Aber wie auch immer, in der Zukunft haben wir es dann eh schon gewußt. Denn: Im Nachhinein betrachtet hat ja immer alles so kommen müssen.
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