Ich lese oft, dass wir mit unseren Gedanken die Realität, die wir persönlich gut finden (über die wir denken, dass sie positiv wäre), verwirklichen können. Dazu gehören zB. Sprüche wie:
„Denke positiv und positive Dinge werden geschehen.“
oder
„Denke positiv und alles wird gut.“
Die Anhänger der Positiv-Denken Bewegung gehen davon aus, dass sie durch positive Affirmationen die Ergebniswelt willentlich beeinflussen können. Durch positive Gedanken erzeugen sie jene Gefühle, die ihnen angenehm sind, was sie als positiv bewerten. Es handelt sich dabei um eine Technik, die Wohlbefinden schafft, ohne den Einfluss des Charakters zu berücksichtigen, der aufgrund seiner Beschaffenheit ein bestimmtes Schicksal zur Folge hat. Wie am Bild der Karte Schwert Ass dargestellt, bedarf es einer Hand (einer Persönlichkeit), die das Schwert (Symbol für den Geist, für intellektuelles Wissen) führt.
Das Schwert ist eine scharfe Waffe. WER es zieht ent-scheidet. Das Schwert in der Hand des Egos ist so gesehen nichts anderes als ein dienstbares Werkzeug, entweder zur Verteidigung eines gemeinsamen Gutes oder um einen niederen Standpunkt durchzusetzen.
Der Ritter und der Räuber, beide können das selbe Schwert tragen. Was die beiden unterscheidet ist die Absicht. Dem Ritter dient das Schwert etwas Höherem als dem Ego (dem gemeinsame Gut eines Reiches), dem Räuber seinen Eigeninteressen. Das Schwert dient also zur Durchsetzung von Interessen – auch gegen Widerstand.
„Wer aber kein reines Herz hat, hat auch keine hehren Interessen und wird deshalb auch nichts Gutes hervorbringen“ (Zitat Frank Felber).
Die ausgeklügeltste Form des Positiv-Denkens finden wir im NLP. Dieses stellt Techniken wie man sich selbst und andere beeinflusst zur Verfügung und stellt Strategien zur Zielerreichung bereit. Mit Spiritualität hat das freilich wenig zu tun. Denn auch Menschen mit schlechten Charaktereigenschaften können eine Ausbildung zum NLP-Trainer oder ein NLP-Diplom machen, sofern sie dafür genug bezahlen. Ich kenne im Übrigen niemanden, der das gelernt hat um anderen hingebungsvoll zu dienen oder der göttlichen Vorsehung besser gerecht werden zu können.
Eine bessere Realität entsteht nur wenn das Herz stimmt, und nicht weil das gezogene Schwert scharf ist.
Symbolisch wird dies im König Artus-Mythos dargestellt, indem Artus das Schwert Excalibur (den geschliffenen Verstand) von Nimue erhält. Sie ist die Hüterin des Sees (der ungeteilten Weisheit), aber auch die Lehrerin und Geliebte des Zauberers Merlin (der um die Macht des Schwertes und die notwendige Prüfung seines Anwenders weiß). Die ungeteilte Weisheit der inneren Stimme hören wir nur, wenn wir Gedankenstille pflegen. Es ist deshalb ratsamer, zuerst den inneren Dialog abzustellen, bevor wir uns mit einer Anwendung des Schwertes beschäftigen (Gedankenkontrolle). Wer das nicht berücksichtigt handelt ohne Verbindung zum Herzen.
Das Schwert als Symbol des Wissens ist immer zweischneidig: Jeder Sieg ist in Wahrheit zugleich untrennbar mit einer Niederlage (Leid) verbunden. Wer das Schwert mühelos aus dem Stein ziehen kann ist König (wer die Information mühelos aus der Struktur ziehen kann, gewinnt durch Erkenntnis einen Machtaspekt). Die Betonung liegt hier aber auf die „Mühelosigkeit“. Denn diese verleiht erst die Königswürde. Das Streben danach mündet in erzwungener Macht (und Machtausübung durch Zwang), was das Gegenteil von Gott gegebener Macht darstellt (die zur Ermächtigung des Volkes eingesetzt wird).
„Aber nur seine Scheide machte jeden, der sie bei sich trug, unverwundbar.“ Das heißt nichts anderes, als dass nicht das Schwert, sondern die Weisheit (es nicht zu ziehen) vor Verletzungen schützt. Das Schwert selbst ist ein Werkzeug des Kampfes und in seiner Anwendung aktiv aggressiv.
Es darf nur mit Achtsamkeit und dem intensiven Wissen der ungeteilten Weisheit eingesetzt werden, um die zerstörerischen Kräfte im Zaum zu halten. Als die Halbschwester von Artus, Morgan LeFay durch eine List die Scheide raubt wird auch der König und seine gegebene Macht, und damit dessen Königreich verwundbar. Das ist eine Warnung, sich die dazu gehörige Scheide des Schwertes (die ungeteilte Weisheit) nicht durch eine List rauben zu lassen. Achte nicht nur auf das Schwert alleine, sondern auch auf die Scheide des Schwertes!
Im Daoismus begegnen wir der Lehre, dass alle intellektuellen Konstrukte (seien es Regeln, Gesetze, Systeme, Organisationen, seien sie noch so fein und zum Zwecke des Guten erdacht) als Ganzes geraubt werden können. Je heller sie glänzen, desto mehr Räuber ziehen sie an. So gibt es dort zum Beispiel das Gleichnis mit dem Dieb, der darüber hoch erfreut ist, alles zusammen in einem sicheren Behältnis vorzufinden, und er so auch gleich alles zusammen aus dem Haus tragen kann.
Was passiert heute mit Organisationen, die dazu erdacht waren den medizinischen Standard hoch zu halten, mit den Gesetzen von Staaten und Staatengemeinschaften, mit der journalistischen Objektivität und mit den Regeln der wissenschaftlichen Fakultäten? Dient das alles heute noch, wie behauptet, zum Wohle der Gemeinschaft, oder wurde das, was uns Anfangs schützen sollte, nicht schon längst von listigen Räubern in deren Besitz genommen?
Der Artus Mythos weist auch auf das zukünftige Geschehen hin: Das Land fällt ins Chaos. Streit und Kriege sind an der Tagesordnung (der Streit ist immer eine Folge gegensätzlicher intellektueller Positionen, die auf Durchsetzung beharren).
Deshalb entstand in der Folge die Gemeinschaft der Ritter der Tafelrunde (der Kreis als Symbol der geschlossenen Einheit), die sich auf die Suche nach dem heiligen Gral begab (das Gefäß der Brüderlichkeit das für Erfüllung mit Weisheit und Liebe nach oben hin offen ist). Nur wo das Schwert (Excalibur) am Ende wieder mit dem See (der ungeteilten Weisheit) vereint wird (so wie Sir Bedivere Excalibur am Ende zurück in den See warf und dieses von der Herrin vom See wieder angenommen wurde), herrscht (Seelen)Frieden. So lange dies nicht geschieht, dürfen wir keine friedlichen Zeiten erwarten. Egal was wir denken oder glauben mit unserem Denken verändern zu können!
Dessen sollten wir uns alle bewusst sein: Intellektuelles Wissen ohne Herz ist lieblos und kalt, hat für die nach oben gewandte Seele und damit auch für die Beziehung zu Gott keinen Wert. Nur Wissen, welches im Herzen gründet ist tatsächlich wertvoll. Eine technische, seelenlose Wissenschaft, so fortgeschritten sie auch sein mag, wird uns nicht zur Heilung und schon gar nicht zum Seelenheil gereichen. Ein Staat ohne Seele wird totalitär. Das kann nur Hochmut, Arroganz, Zwist, Zwang, Grausamkeit und Leid zur Folge haben. Deshalb: Ja, Gedanken erschaffen unsere Wirklichkeit, aber jede weltliche Wirklichkeit ist vergänglich und dem Weisen daher kein Brot. Welches Licht soll zur Wirkung gebracht werden? Nur Gedanken, die im Herzen gründen, schöpfen das reine Wasser des Lebens, welches Unsterblichkeit verleiht, und bringen als Früchte jene Goldenen Äpfel der Jugend hervor, die in der nordischen Mythologie einst der Götter höchstes Gut waren.
Herzlichst, Euer
Klaus-Josef-Peinhaupt
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