Die Bestimmerinnen des Schicksals, die vielwissenden Nornen, wirken „ZUGLEICH“ aus, in und durch Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Die drei Nornen Urd = das Gewordene, Werdani = das Seiende oder Werdende und Skuld = das Werdensollende oder Werdenwollende weben ihre Schicksalsfäden durch die Dimensionen hindurch, und bestimmen so das Schicksal von Menschen und Göttern.
Das Schicksal ist jene grundlegende Struktur (Sal, Salz), welche aufgrund ihrer Beschaffenheit (die Fähigkeit der Fixierung des Flüchtigen) das Wesen in eine bestimmte Richtung der Verwirklichung zu SCHICKen vermag. Das Wesen erhält durch die Festlegung auf eine bestimmte Wesensart Bestand – und damit auch zugleich seine Bestimmung. Wobei die durch Raum, Zeit und spirituelle Dimension hindurch verwobenen Schicksalsfäden in ihrem Zusammenwirken Handlungsmuster ergeben, welche wiederum die typischen Erscheinungsformen der jeweiligen Wesen hervorbringen.
Schicksal ist deshalb nicht Schuld sondern Bestimmung. Ohne Festlegung (Bestimmung) gibt es nichts wesenhaftes und somit auch kein Wesen welches Bestand haben könnte. Jedes Wesen (auch jene der geistigen Welt) haben ab dem Moment ihrer Geburt ein Schicksal. Nicht umsonst heißt es in Odhins Runenlied (Edda): „Erkenne dich selbst, dann erkennst du die Welt, lernst Übel von Ursache scheiden“. Derjenige, der sein wahres Wesen erkennt, erkennt zugleich größerer Zusammenhänge, und vermag damit auch untugendhaftes Handeln von schicksalhafter Bestimmung klar zu unterscheiden.
Handlungsstränge und -muster
Wesen mit ähnlichem Schicksal besitzen ähnliche Handlungsmuster. Oder anders ausgedrückt: Wesen mit ähnlichen Handlungsmustern teilen ein ähnliches Schicksal. Darauf basieren zum Beispiel wissenschaftliche Einteilungen, die artverwandte Organismen zwecks korrekter Identifizierung und Spezifizierung zusammen gruppieren, um bestimmte Reaktionen, Prozessverläufe, Resultate besser vorhersagen und kontrollieren zu können. Diese wissenschaftlichen Einteilungen werden ständig verfeinert und wechseln sogar von Zeit zu Zeit, z.B. wenn man entdeckt, dass die Zugehörigkeit zu einer anderen Gruppierung oder Untergruppierung eher gegeben ist, als zu einer bisher verwendeten Gruppe.
Nur beim Menschen ist man heutzutage darum bemüht, die Grenzen dieser Einteilungen nicht mehr zu verfeinern, sondern zu ignorieren. Die Auswüchse davon gipfeln im Leugnen jeglicher Artverwandtschaften unter menschlichen Wesen (…„es gibt kein Völker, es gibt keine Rassen“), im Abfall vom Glauben (…„Zeugung und Umstände der Geburt sind nur Zufall, nur der Mensch ist gerecht, nicht aber die Vorsehung“), und die immer geringer werdende Wertschätzung für die eigene Familie.
Wer nicht einmal mehr die Eigenheiten artverwandter Wesen anerkennen will, wird ihre Herkunft (Abstammung, Entwicklungsgeschichte) in der Folge nicht mehr als gerechten Verdienst (als Folge über Generationen gelebter Tugenden oder Untugenden) sehen und am Ende die über Generationen erworbenen Fähigkeiten ideologisch umnachtet einfach einebnen (z.B. …“du bist zwar ein Teil der Gruppe, aber du hast ja nichts dafür geleistet in diesem Land geboren zu werden“).
Anstatt dessen reicht solch ein abgehobenes Denken nur mehr bis zur Einteilung in eine übergeordnete, auf den größten gemeinsamen Nenner reduzierte Großgruppe („wir sind alle Menschen“), wo jede Verfeinerung der Betrachtung (Spiritualität) artverwandter Wesen durch eine maximale Unschärfe unmöglich wird. Das wäre ungefähr so, als würde ein Autoverkäufer auf die Frage nach den Eigenheiten der verschiedenen Automarken und deren Modelle entrüstet zum Besten geben: „Es gibt keine Marken. Das sind alles Autos!“ Nach heutigem Zeitgeist, würde dieser Autoverkäufer sogar noch zum Verkäufer des Jahres gewählt werden, und für seine „erhabene Sichtweise“ stolz eine Ehrung empfangen. Was bedeutet da schon der Innovationsgeist, die Entwicklungsgeschichte, die Qualität der verwendeten Komponenten, die erzielten Erfolge, der über Generationen aufgebaute Ruf und die Zuverlässigkeit z.B. eines Mercedes, eines BMW, eines Audi? Es gibt Nachbarländer, da werden die Handelsreisenden bald nur mehr Lada fahren, um zu beweisen, dass es keine Marken gibt weil alle Autos Autos sind. Ich kenne Länder, die schaffen das!
Schicksal ist durch Tugend- und Untugend beeinflussbar, muss aber in sich erfüllt werden
Zurück zum Wesentlichen: Das grundlegende Schicksal eines Hirsches in seiner gegenwärtigen Verkörperung ist es, sich als Hirsch bestmöglich zu verwirklichen. Er kann sein Schicksal zwar bis zu einem bestimmten Grad innerhalb eines vorgegebenen Rahmens (seiner wesentlichen Natur) beeinflussen, aber innerhalb einer Lebensspanne seines Werden-Sein-Vergehen Bewusstseins wird er weder zu einem Fisch, noch zu einem Adler mutieren. Und auch nicht in tausend Lebensspannen, solange ein Wesen sein ihm bestimmtes Schicksal nicht erfüllt hat. Da hilft auch kein Umoperieren. Und: Selbst wenn er sich das vom Universum noch so sehr wünschen würde, auch wenn er noch so positiv daran glauben würde – in seinem momentanen Bewusstseinszustand und dem damit verbunden Körper liegt das nicht im Bereich seiner realen Möglichkeiten.
Das ist ein überspitztes Beispiel, es verdeutlicht aber zugleich, dass die Ähnlichkeit der Wesen auf Familienzugehörigkeit beruht (Mäuse gebären keine Hirsche, Araber-Pferde keine Lipizzaner, …), weshalb viele der momentan so in Mode geratenen Coaching-Sprüche (in der Regel meist geborgte Zitate um schlauer zu erscheinen als man in Wahrheit selber ist) und billigen Eso-Weisheiten, welche auf …„den Positiv-Denkern ist alles möglich“ beruhen, schlicht und ergreifend fast alle durchgehend ein Blödsinn sind. (An dieser Stelle möchte ich einen wirklichen hervorragenden Film empfehlen, der genau diese Thematik äußerst humorvoll auf den Punkt bringt: Die Kunst des negativen Denkens – köstlich, wie dieser Film klar macht, dass es zuallererst darauf ankommt sein eigenes Wesen ehrlich zu realisieren, zu erkennen wo man überhaupt steht, anstatt mit naiven Schöndenken ein unmögliches Schicksal herbeizuphantasieren.)
Wunsch und Wirklichkeit
Weil: Nicht was aus einer Begierde heraus für sich oder andere gewünscht wird ist für den Verlauf des Schicksals entscheidend, sondern einzig und allein das, was das höhere Selbst für den Erfahrungsprozess eines Wesens vorsieht. Der Mensch kann sein Schicksal aufgrund dieses Verständnisses insofern bewußt beeinflussen, als er tugend- oder untugendhaft handelt. Handelt er tugendhaft, nähert er sich aus Liebe zum Guten dem Einen Wahren Willen (der göttlichen Vorsehung). Makelloses Handeln bedeutet Schicksalserfüllung ohne Widerstand. Handelt jemand aber untugendhaft, so sondert er sich von der Vorsehung ab (Sonderung – Sünde, kommt vom Weg ab, er irrt ab = aberrierter Geist) weil in diesem Fall der Eigenwille in Opposition zu jenem der Vorsehung (der prinzipiell vorgesehenen Festlegung für dieses Wesen) gestellt wird. Ein untugendhaftes Leben bringt keinen Frieden, weil der bedingt freie Wille dem höchsten Willen nicht entspricht (nicht mit ihm Eins ist), was naturgemäß Widerstand hervorruft (wider dem Standpunkt einer höheren Wahrheit zu stehen impliziert schon die Aussichtslosigkeit der Position).
Vorsehung
Die drei Nornen der nordischen Mythologie erzählen von jener Macht und Ohnmacht eines jeden Wesens, welche in seiner dreifachen Natur vorgesehen – festgelegt – sind. Diese dreifache Natur bewirkt mit der Mitte durch drei zusammengehörige Elemente einen gedanklichen Ein- und Ausdruck. Der Urda (Brunnen, an welchem die Nornen Sitz haben) liegt deshalb an – einer der drei – Wurzeln Yggdrasils und ist so im Moment der Schöpfung zugleich deren nie versiegende Lebensquelle.
Das ist auch die tiefere Bedeutung des allsehenden Auges als Symbol der göttlichen Vorsehung (Bild 1). (Und damit meine ich nicht jenes Zeichen (Bild 2) mit den verzerrten, weil drei ungleich langen Seiten und dem verblödeten Auge an der Spitze einer von Menschen konstruierten Pyramide, welches sich die Freimaurerei als Wahrzeichen ihres Turms zu Babel eigen gemacht hat)
Drei Leben gibt es gleiche
Für Mensch wie für die Eiche
Drei sind des Merlins Reiche
Mit ew´gen Glückes Bronnen
Des Paradieses Wonnen
Auf Erden nie ersonnen
(3. Strophe aus der Reihe)
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